Ferien-Idee aus dem Jura

Module, Segmente, fixe Anlagen, Pläne.

Moderator: Stephan Rewitzer

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Mark Stutz
Beiträge: 191
Registriert: 29. Dezember 2006, 14:39
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Ferien-Idee aus dem Jura

Beitrag von Mark Stutz »

Zusammen mit meiner Liebsten habe ich mir ein paar anstrengende Tage im Jura gegönnt (der Jura ist sowohl eine Gebirgskette im Westen der Schweiz bzw. im Osten Frankreichs als auch der jüngste Kanton der Schweiz).

Dabei ist mir doch prompt eine Idee gekommen. Im Jura fährt die Chemin de fer du Jura (CJ) mit Gleichstrom auf Meterspur. Da ich im Moment ja bekanntermassen auf dem Minimalstentrip bin, ist mir ein Bahnhof in den Sinn gekommen, der mit nur einer Weiche betrieben werden kann!

Nun denn, auf zur kleinen Geschichte:

Gloverat

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Gloverat liegt im Nordosten der Franches-Montagnes, einer Hochebene des Jura. Das Dorf lebt von der Landwirtschaft, das nahe gelegene Kloster "Saint Jaques" zieht vor allem während kirchlichen Festtagen viele Gläubige an.

Die lokalen Politiker konnten nach langem Ringen die Bevölkerung der umliegenden Gemeinden von der Notwendigkeit eines Bahnanschlusses überzeugen und liessen im Jahr 1926 ein Projekt durch den Ingenieur Rénôpait ausarbeiten, dass eine möglichst günstige Realisierung eines Anschlusses an das Netz der Chemin de fer du Jura (CJ) ermöglichen sollte.

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Rénôpait rechnete mit wenig Güterverkehr und einer Betriebsabwicklung mit kostengünstigen Triebwagen, die meist als Alleinfahrer eingesetzt werden sollten. Für einen Triebwagen war keine Umfahrmöglichkeit nötig - also konnte man das Gleis verkehrsgünstig in den Dorfkern ziehen. Dafür musste lediglich ein altes Gebäude abgebrochen werden, was die Gemeinde befürwortete.

Doch die Güterwagen machten selbst Herrn Ing. Rénôpait Sorgen. Wie konnte man die Güterwagen an einen Güterschuppen bzw. an eine Laderampe führen und dann vor allem für die Rückfahrt wieder hinter den Triebwagen stellen?

Die Lösung kam ihm, als er gedankenverloren mit einer Nuss spielte, die er auf seinem schräg gestellten Zeichenbrett immer wieder hinauf stiess und sie dann zurückkullerte. Das war es!


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Den Güterschuppen mit seiner Laderampe stellte er an ein Gleis mit sanftem Gefälle.


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Erreichte ein Triebwagen mit Anhänger den Bahnhof...


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... stiess dieser den Anhänger auf das schiefe Gleis. Dort wurde die Handbremse des Wagens angezogen, ein Hemmschuh gelegt...


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... und der Triebwagen konnte als Alleinfahrer wieder weiter fahren.

Nach dem Ent- und Beladen entfernte man den Hemmschuh und löste vorsichtig die Handbremse - der Wagen rollte, gesichert von einem Rangierarbeiter in Bremsbereitschaft an der Kurbel, ans Ende des Stumpfgleises.

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Der nächste Triebwagen kuppelte den Wagen nach seiner Einfahrt an und nahm den Wagen wieder mit.



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So entstand der sehr preiswerte Bahnhof von Gloverat, der mit nur einer Weiche den Betrieb für die Bahn ermöglichte. Am Sonntag, wenn viele Besucher ins Kloster "Saint-Jaques" strömen, wird dem Triebwagen ein zweiachsiger Personenwagen mitgegeben, der - gleich wie die Güterwagen - nach der Ankunft über die Schiefe Ebene an den Prellbock und damit ans Ende des abgehenden Zuges gestellt wird.


PS: Falls jemand jetzt den Kopf schüttelt und sich denkt, dass es so etwas doch niemals gab - dem sei ein Blick in die Broschüre "Minimax" von Herbert Fackeldey empfohlen! In Champéry (Kanton Wallis) wurden Wagen auf ganz ähnliche Weise nur durch Zurückstossen und Schwerkraft umgestellt...
liebe Grüsse, Mark
Entenmörder
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Beitrag von Entenmörder »

Schwerkraft wurde garnicht so selten eingesetzt.
In Ungarn gab es eine Waldbahn da wurde nur mit einer Weiche umgesetzt, die Lok kuppelte kurz vor dem Bahnhof ab, fuhr in Nebengleis und der Zug rollte in den Bahnhof weiter.
Im DSO gab es kürzlich zu lesen das man selbst auf Inselbahnen Schwerkraft nutzte:

http://drehscheibe-online.ist-im-web.de ... sg-3796726

Und dabei dachte ich immer die sind topfeben.

Wie willst du die Bremse im Modell realisieren???

Gruß Sven
fairlie009
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Beitrag von fairlie009 »

elektromagnet?
haken?
"buckel" im gleis?

grüße
peter
Mark Stutz
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Beitrag von Mark Stutz »

Guten Morgen allerseits

Nach dem der Muskelkater einigermassen vorbei ist, kann ich mich mit ein paar weiteren Details beschäftigen:

Die obige Skizze ist ja nur einmal eine Idee, die so noch keine Modellbahn ist. Dafür muss ich nun selektiv komprimieren - also das Wichtige auf wenig Platz unterbringen.

Ich habe auf dem Ortsplan die unwichtigen Gebäude etc. grau eingefärbt & die wichtigen Elemente beschriftet:

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Diese Selektion erlaubt es nun, die Dimension der Anlage zu definieren - wobei die entscheidenden Elemente auch zusammengerückt werden können. Den Bahnübergang habe ich z.B. näher an den Bahnhof gezogen, damit ich ihn überhaupt noch darstellen kann:

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So sieht meine erste Idee für die Anlage "Gloverat" aus.

Wem das nun eindeutig zu wenig ist, der kann vielleicht mit einer der beiden folgenden Adaptionen etwas anfangen:

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Version 2 mit einem zusätzlichen Abstellgleis für einen Trieb- oder Personenwagen.

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Version 3 mit einem Triebwagenschuppen.


Für die Wagenbremse am Güterschuppen habe ich mir folgende Lösung überlegt: ein langsam stellender Weichenmotor (z.B. Fulgurex) oder ein Servo schiebt einen Plexiglaskeil nach oben, der eine Achse des Wagens blockiert. Alsdann kann der Triebwagen abkuppeln und der Wagen bleibt stehen.

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Die Bremse des abrollenden Wagens (wenn der Bremskeil wieder nach unten gezogen wurde) funktioniert mittels eingelöteter Messingstreifen in den Rillenschienen; die Radreifen werden zwischen Schienenkopf und Ms-Streifen eingeklemmt. Den Winkel des Schuppengleises muss natürlich so angepasst werden, dass die Wagen nur langsam abrollen und nicht durch die Bremse entgleisen!

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liebe Grüsse, Mark
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