Wäre "realer Verkehr" auf der Lößnitzgrundbahn möglich?

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Moderator: Stephan Rewitzer

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Ennstalsportzug
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Wäre "realer Verkehr" auf der Lößnitzgrundbahn möglich?

Beitrag von Ennstalsportzug »

Ich habe diese Frage aus dem Österreich Forum hier her getragen:
mzbfoi hat geschrieben:...Wenn Du dir mal die Mühe machen würdest im Internet zu recherchieren, welch häufige und über den ganzen Tag von sehr früh bis sehr spät angebotenen Busverbindungen es von den Orten entlang der von mir benannten Strecke Radebeul - Radeburg in das Oberzentrum Dresden hinein gibt, dann würde Dir sicherlich sehr schnell klar werden, daß die Schmalspurbahn dagegen wohl kaum wird anstinken können, zumal es mit der Schmalspurbahn auch keine Direktverbindungen nach Dresden gibt. Für Berufspendler ist diese Schmalspurbahn somit garantiert keine Alternative....
Ideal wäre es, wenn man die Frage anhand einer ähnlichen Strecke mit modernen Verkehr untersuchen könnte. Zwei gleiche Strecken gibt es nicht, aber ich sehe sehr viele Ähnlichkeiten bei den Voraussetzungen zwischen der Lößnitzgrundbahn in D und der Waldenburger Bahn in der Schweiz.

Beide beginnen am Rand einer Großstadt und führen in dünner besiedelte Täler, beide haben die gleiche Spurweite sind ziemlich genau gleich weit vom Stadtzentrum entfernt, sind beide mit S-Bahn und Straßenbahn verbunden, sind ähnlich lang und die Einwohnerzahl entlang der Strecke ist, soweit ich das auf Wikipedia erforschen konnte ähnlich.

Bis 1950 waren die beiden Strecken wahrscheinlich zum verwechseln ähnlich. Dann ging man unterschiedliche Wege: Die Waldenburgerbahn modernisierte und die Lößnitzgrundbahn ging dank konsequenter nicht-Modernisierung nahtlos zu einer Museumsbahn über.

Heute zählt die Lößnitzgrundbahn ca. 170.000 Fahrgäste pro Jahr und auf der Waldenburgerbahn sind es ca. 2 Mio. !!!

Soweit ich den Straßenverkehr in Dresden kenne, habe ich so meine Zweifel, ob die Pendler wirklich so begeistert von einem Bus sind, der neben der S-Bahn Richtung Zentrum fahrt. Aber auch die theoretische Fahrzeit vom Bus würde eine moderne L mit guten Anschlüssen an die S-Bahn unterbieten. Derzeit beträgt die Durchschnittsgeschwindigkeit der L ca. 19 km/h, bei der W sind es 32 km/h

Ein moderner Realbetrieb und Nostalgiezüge sind kein Widerspruch, auch das zeigt die W sehr gut.
bahnjurist
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Beitrag von bahnjurist »

@ennstalsportzug
Grüezi und Servus

Herzlichen Dank für Deinen ausgezeichneten Beitrag - kann ich in vollem Umfang bestätigen und beipflichten! :wink:

Das ist genau das, was auch ich die ganze Zeit versuche darzulegen und zu vermitteln! :cool:
An die WB (750mm) hatte ich im Moment nicht mal gedacht, diese Bahn wäre gerade für die Lössnitzgrundbahn (und auch für die ebenfalls im Grossraum Dresden fahrende Weisseritztalbahn u.a.) ein leuchtendes Beispiel, wie es möglich ist, eine "Schmale" für einen attraktiven alltäglichen ÖPNV fit zu machen und erfolgreich ins öV-System zu integrieren - und dies mit ursprünglicher Spurweite und Streckenführung!

Die WB ist ein nicht wegzudenkendes leistungsfähiges öff. Nahverkehrsmittel im Grossraum Basel, und bewältigt auf 750mm den gesamten ÖPNV im Tal (mit bis zu 70km/h, künftig 80km/h)!
Und der Dampf-Nostalgieverkehr hat ebenso seinen Platz! :!:

@ingo
Siehst Du, so könnte es auch in Sachsen funktionieren - und die HSB könnte man wie die RhB betreiben!
Und auch überwiegend tourist. Strecken wie z.B. eben die MzB-Bergstrecke können mit modernem komfortablem Rollmaterial sehr erfolgreich betrieben werden (vgl. meine mehrfach zitierten Beispiele!). :wink:

LG Bahnjurist
Auch kleine Regionalbahnen, ob Normal- oder Schmalspur, haben eine Zukunft, wenn sie rationell, effizient und kundengerecht betrieben werden. Alles hängt vom politischen Willen ab!
mzbfoi
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Beitrag von mzbfoi »

Hallo,

diesen Ausführungen kann ich so durchaus folgen. Allerdings wird hierbei vorausgesetzt, daß die Nebenlinie (ich will hier mal nicht unbedingt auf die Schmalspur abheben, weil das Ganze im Prinzip auch für normalspurige Nebenlinien gilt) soweit ertüchtigt wird, daß dort attraktive Fahrzeiten und Bedienungsfrequenzen möglich werden. Das ist allerdings nicht immer mit einfachen Mitteln machbar.

Letztlich kann sowieso jeweils nur eine Projektstudie darüber Aufschluß geben, ob eine derartige Nebenlinie sinnvoll in den ÖPNV einer Region zu integrieren ist. Dabei ist beispielsweise zu analysieren, ob die Hauptverkehrsströme aus dem Einzugsbereich der Nebenlinie sich überhaupt sinnvoll mit dieser bedienen lassen (was bei der Talstrecke der MzB z.B. zweifelsfrei gegeben ist), etc.
Bei Strecken die auch touristischen Zwecken dienen ist darüber hinaus aber auch die Frage zu klären, aus welchem Grund die Touristen überhaupt mit dieser Bahn fahren und welche Gründe für welchen Prozentsatz der Touristen ausschlaggebend sind. Nur so läßt sich m.E. beispielsweise entscheiden, welche Traktionsform geeignet ist (würde man in Venedig die Kanäle zuschütten um endlich die Innenstadt auch für die Touristen verkehrsmäßig besser zu erschließen, hätte das sicherlich eine nicht zu unterschätzende, negative Auswirkung auf den Touristenstrom in die Stadt an sich - Stichwort: "Das Kind mit dem Bade ausgeschüttet").

Nette Grüße,

Ingo.

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DS408 §2 (2): "Die Mitarbeiter sollen ... ihren Dienst mit der dem Wesen des Eisenbahnbetriebs entsprechenden Raschheit, aber ohne Überstürzung, ausführen."
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