Ein in manchen Details erhellender/entlarvender Artikel im Kurier:
http://www.kurier.at/nachrichten/nieder ... 941618.php
Ybbstalbahn: "In Grund und Boden gefahren"
Viele Fragen begleiten den Tausch Bus gegen Bahn im Ybbstal. Der KURIER bringt Antworten, wo es welche gibt:
* Wie will das Land NÖ an das Streckennetz der ÖBB im Ybbstal kommen, um darauf einen Radweg zu installieren?
Geplant ist, die Bahninfrastruktur um einen Euro zu übernehmen (1). Das wird noch immer zwischen Land NÖ, Bahn und Bund verhandelt.
* Wer ist eigentlich für den öffentlichen Verkehr im ländlichen Raum zuständig?
Noch immer der Bund.(2) Im Ybbstal habe man im Sinne der 25.000 Pendler und Schüler nicht mehr warten können und ein eigenes Konzept entwickelt, so Landesrat Johann Heuras.
* Muss das Land NÖ nun nach gleichem Muster für andere Nebenbahnen einspringen?
"Das ist kein Präjudiz. Die Ybbstal-Lösung bleibt einmalig",(3) behauptet Heuras. Über die anderen Regionalbahnen wird verhandelt.
* Die ÖBB hat sich nicht vertragsgemäß um die Infrastruktur der Ybbstalbahn gekümmert und diese "in Grund und Boden gefahren" (Heuras). Wer tilgt diese Schuld?
Heuras bestätigt, dass er überlegt, diese Verpflichtungen den ÖBB einzuklagen. (4)
* Kommt die ÖBB jetzt mit ihrer Busflotte über die Hintertür im Ybbstal dennoch wieder ins Geschäft?
Das Mobilitätskonzept muss aufgrund des Auftragswerts von rund 28 Millionen Euro in zehn Jahren europaweit ausgeschrieben werden. Die ÖBB-Postbus GmbH wird sicher ein Anbot legen. Die jetzigen Streckenkonzessionen verlieren mit dem neuen Auftrag die Gültigkeit, so NÖ-Verkehrsplaner Friedrich Zibuschka.
* Wann sollen die Busse im neuen Schema im Ybbstal fahren?
Geplant ist der Betriebsstart für Mitte 2010, spätestens aber mit Schulstart 2010 sollen die Busse rollen.
* Wird es bis dahin noch Chancen auf Zugfahrten zwischen Waidhofen und Lunz/See geben?
Wie es aussieht nicht mehr. Die Ybbstalbahn ist wegen Hochwasserschäden nicht in Betrieb. Es fahren Ersatzbusse. Es gibt keine Anzeichen der ÖBB, dass die Strecke repariert wird.
* Wer wird die vier Kilometer lange Stadtbahn in Waidhofen bis Gstadt betreiben?
Die NÖ-Verkehrsorganisationsgesellschaft (NÖVOG) soll die Strecke mit dem von den ÖBB übernommenen Fuhrpark bewirtschaften. Pro Jahr werden hier rund 280.000 Fahrgäste gezählt. Viele Schüler machen die Strecke interessant, deren Freifahrten zahlt der Bund.(5)
* Wie viele Jobs gehen durch den Bahnstopp im Ybbstal verloren?
Auf der Ybbstalbahn sind jetzt rund 50 Leute beschäftigt. Im neuen Kombi-System (Stadtbahn-Bus-Sammeltaxi) soll es 30 bis 40 Prozent weniger Jobs geben.
(Unterstreichungen durch mich.)
* Dazu ein paar unausgegorene/unsachliche/spontane Fußnoten von mir:
(1) Als Land NÖ über Jahre hinweg via Verkehrsdiensteverträge, die den adäquaten Erhalt der nö. Schmalspurbahnen vorsahen, (in Relation zu den Betriebsabgängen lächerlich kleine) Millionenbeträge an den Bund zu zahlen und dabei als Vertragspartner mit Rechtsanspruch auf Vertragseinhaltung (genüsslich?) zuzuschauen, wie die ÖBB die YB verfallen ließen, ist wenn schon nicht ein Fall für die Gerichte, dann zumindest ein Fall für den (Landes-)Rechnungshof. Und wenn man nun in St. Pölten alles geschenkt bekommen will, so würde ich in der Person eines bahnignoranten ÖBB-Managers zumindest den Geschäftsinstinkt walten lassen: "Wenn die in St. Pölten unbedingt unsere Infrastruktur (> Bahngrund) für ihren feschen Radweg haben wollen, haben sie dafür selbstverständlich ordentlich Cash rüberwachsen zu lassen." (Die "Nachfrage" bestimmt ja den Preis – oder so ähnlich ...

)
(2) Wenn das tatsächlich so einfach, kurz und prägnant (wie von Heuras) beantwortet werden kann, spar' ich mir als Pröll/Heuras/Zibuschka die viele heiße Luft und klage (als neben Wien politisch mächtigstes Bundesland) ÖBB bzw. Bund durch Sonne und Mond, bis die auf die Reihe kriegen, wie der gesetzliche Auftrag zur Erhaltung/Bereitstellung von "öffentlichem Verkehr im ländlichen Raum" zu erfüllen ist. – Oder könnte es bei einer Klage gar vielleicht doch ein paar Bröseln geben? (siehe unter
4 weiter unten.)
(3) "Ybbstal-Lösung bleibt einmalig." Das glaubt er doch wohl selbst nicht!? Entweder Heuras verar...t sich mit dieser Aussage selbst (Das mag dann sein "Privatvergnügen" sein

), oder er verulkt alle anderen, die das glauben sollen. Denn wie sollte denn ein "armes, leidgeprüftes" Bundesland wie Niederösterreich Ähnliches in Zukunft verhindern können, wenn es bisher schon "ohnmächtig zuschauen" musste, wie die übermächtigen, bösen ÖBB den "ach so schwachen niederösterreichischen Mäuschen" die ach so geliebte/herzige/wichtige/unverzichtbare YB ruiniert haben ...
(4) Heuras
"überlegt, diese Verpflichtungen den ÖBB einzuklagen" 
Das ist nun wohl das Allerherzigste! Genauer besehen, ist das meiner Meinung nach einer der Schlüsselaussagen, hinter der sich die ganze verlogene Malaise auftut! Denn: Das Land tut gut daran, sich eine diesbezügliche Klage gut zu überlegen – Beispiel: Ich miete günstig ein Haus, habe im Mietvertrag genau die Instandhaltungspflichten durch den Vermieter geregelt und schaue nun jahrelang zu, wie der Vermieter das Haus verfallen lässt, rühre selbst keinen Finger, überweise regelmäßig die Miete und jammere darüberhinaus hie und da ein wenig. Nach Jahren komme ich, da ich ja ein echter Schlaumeier bin, auf die Idee, dass ich mir selbst ein schönes, schmuckes Häuserl bauen möchte. Dafür will ich vom Hauseigentümer den Grund geschenkt bekommen und ziehe dazu noch vor Gericht und versuche, mir rückwirkend die gezahlte Miete zurückzuholen – obwohl ich letztlich über Jahre hinweg brav gezahlt habe und mit diesen Zahlungen signalisiert habe, dass mich der zunehmend desaströse Zustand eigentlich nicht wirklich gestört hat ... Ich weiß schon: Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich

, und ich bin auch kein (Verwaltungs-)Rechtsexperte – aber im Fall der YB würde ein wacher Richter wohl die Frage stellen, warum man über Jahre dem Verfall der Bahn mehr oder weniger klaglos (!) hingenommen hat und überdies mit den regelmäßgen Zahlungen an den Bund diesem bzw. den ÖBB "signalisiert" hat, dass man die sich laufen verschlechternden, desaströsen Zustände "akzeptiert" – vielleicht so gar darauf schielend/spekulierend, das man nach dem Auslaufen des "Vertrages von Gösing" (Ende 2008) das ganze Klump (für eine "Waidhofner Stadtbahn") und den Bahngrund (für einen feschen Radweg) um einen Euro geschenkt kriegt
("Geplant ist, die Bahninfrastruktur um einen Euro zu übernehmen"). "Nettes Detail": Univ.-Prof. DI Dr. Friedrich Zibuschka, Prölls oberster Verkehrsplaner, der u. a. das aktuelle "Mobilitätskonzept" für das obere Ybbstal erstellt hat (Stadtbahn/Bus/Anrufsammeltaxis/Radweg statt Ybbstalbahn), ist übrigens stellvertrendender Aufsichtsratsvorsitzender der
ÖBB-Personenverkehr AG. Ich frag' mich da (bloß so, rhetorisch bzw. spaßhalber): Was hat der Herr Professor "beaufsichtigt"? Den Verfall der Ybbstalbahn?
(5) Wer sonst!? Wenn das Kalkül des Landes NÖ so wie oben von Heuras erträumt aufgeht, wäre das für das Land ein nicht allzu schlechtes Geschäft: Infrastruktur und Fuhrpark (beides vielleicht sogar vor der Übergabe noch saniert!?) für die Waidhofner Stadtbahn > geschenkt (überdies kann man sich dann noch gegenüber den ganz Blöden selbst auf die Schulter klopfen: Ein paar Kilometer Ybbstalbahn habe man ja immerhin noch "retten" können ...); der Bahngrund für den "unentbehrlichen" Radweg > geschenkt ...
Ich weiß nicht, ob das (ÖBB-Holding- bzw. bahn-)rechtlich möglich ist – aber als ÖBB würde ich, sobald der endgültige Einstellungsbeschluss politisch-rechtlich "durch" ist, alles (Betriebsmittel/Rollmaterial, Strecke/Grund/Immobilien) international zum Verkauf ausschreiben und an den Meistbieter verklopfen (eventuell sogar über eBay oder übers Dorotheum?!

). Und dann kann ja die niederösterreichische Politik zeigen, wie viel ihr die "Stadtbahn" und der unentbehrliche Radweg wert sind ...
Gruß, k.