News: Ybbstalbahn (1)

Alles über die österreichischen Schmalspurbahnen.

Moderator: Stephan Rewitzer

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Breiti_93
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Beitrag von Breiti_93 »

Hallo,
Jetzt ist es offiziell: :contra:
Schienenersatzverkehr wegen Hochwasser zwischen Gstadt b. Waidhofen und Lunz am See bzw.Ybbsitz Gilt auch in Gegenrichtung.01.08.2009 bis 12.12.2009

Aufgrund von Bauarbeiten werden von 01.08.2009 bis auf weiteres
zwischen Gstadt bei Waidhofen und Lunz am See bzw.
zwischen Gstadt bei Waidhofen und Ybbsitz
alle Züge im Schienenersatzverkehr mit Autobussen geführt.
http://www.oebb.at/pv/de/Servicebox/OeB ... eichkarte/

Mfg Breiti
Wär Räschtschreip-fäler windet, tarf si pehalten!!

ÖBB - Das Leben in VOLLEN Zügen genießen :-)
Taurus1116
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Beitrag von Taurus1116 »

Hallo Leute,
hatte gestern ein interessantes Gespräch mit einem bekannten der ziemlich direkt mit unseren Landesoberen zu tun hat. Leider sind das ganz schlechte Nachrichten die ich da gehört habe. Ich muss leider dem Mod rechtgeben, das sowohl bei SPÖ wie auch ÖVP kein Interesse an unseren Schmalspurbahnen besteht. Die sollen zugesperrt werden und wegkommen, weil unrentabel und unbrauchbar, kein Prestigeprojekt und lästig. Busse und Auto sind besser und können alles viel besser erledigen. Auch wenn da jetzt nach aussen jetzt die Strecke saniert wird, geht es nur darum (Mariazellerbahn) einen Nostalgiebetreiber zu finden der dann alles kaputt macht und dann kann man auch das zusperren.
Das ist Einstellung im Land momentan. Die Ybbstalbahn ist ja schon abgedreht und wird wahrscheinlich auch nie wieder in Betrieb kommen.
Grüsse, Thomas
bahnjurist
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Beitrag von bahnjurist »

Grüezi mitenand

Einfach nur eine Katastrophe, unglaublich diese rückwärts gewandte und kurzsichtige Denkweise, wie sie an den massgeblichen Stellen in NÖ vorzuherrschen scheint... Das ist eine Bus- und Auto-Euphorie wie in den 60er/70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts! Was für ein Potenzial eine modernisierte Nebenbahn, auch und ausdrücklich auch einer schmalspurigen, hätte, wird einfach nicht zur Kenntnis genommen (ökologisch, ökonomisch, touristisch und betreffend "normaler" SPNV usw.)! :contra:

Himmeltraurig, kann ich da als Schweizer nur sagen und ungläubig den Kopf schütteln :frown:

Herzliche Grüsse von bahnjurist
Auch kleine Regionalbahnen, ob Normal- oder Schmalspur, haben eine Zukunft, wenn sie rationell, effizient und kundengerecht betrieben werden. Alles hängt vom politischen Willen ab!
Martin1994
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Beitrag von Martin1994 »

Der 5090.010 war/ist in Opponitz eingesperrt.

Hier ein Photo vom 18. Juli

MfG. Martin
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
leguan760
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Danke bahnjurist

Beitrag von leguan760 »

Einfach nur eine Katastrophe, unglaublich diese rückwärts gewandte und kurzsichtige Denkweise
Danke, lieber bahnjurist für deinen Beitrag. Er führt uns vor Augen, was man, wenn man hier in Österreich lebt, nicht so mitkriegt aufgrund der Betriebsblindheit, die sich mit der Zeit einstellt:
Wir leben (zumindest verkehrspolitisch, aber wohl nicht nur in dieser Hinsicht) in einem der rückständigsten Länder Europas!

lg
Alex
David93
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Beitrag von David93 »

Schau mal nach D. Da ist es auch nicht besser. Schmalspurbahnen hat die DB keine mehr am Festland, nur noch eine Inselbahn, bei der der Güterverkehr eingestellt ist.
Die Normalspurigen Nebenbahnen sind auch nicht besser. Durch unser Nachbardorf führt eine, die dürfen die halbe strecke nur noch mit 20 befahren.
MfG David.

Rechtschreibfehler sind Special Effects meiner Tastatur!
bahnjurist
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Beitrag von bahnjurist »

Ja, lieber david93, leider ist Deutschland auch nicht besser bzw. es war früher noch schlimmer :frown:
Ich denke aber, dass sich Österreich nicht unbedingt an den schlechten Beispielen orientieren sollte...
Nicht nur die Schweiz (mit welcher Österreich aber aufgrund der Gebirgs- und Bevölkerungsstruktur am ehesten vergleichbar ist), sondern auch Länder wie Frankreich, Italien und Spanien behalten ihre verbliebenen Schmalspurbahnen im Regelverkehr und beginnen sie zu modernisieren (oder gar zu reaktivieren!), da selbst diese "autovernarrten" Länder deren Wert für den ÖPNV und den Tourismus erkannt haben... Insbesondere in Frankreich, das schon vor 50-60 Jahren fast alle Schmalspurbahnen stillgelegt hatte, ist dies durchaus bemerkenswert!

Und immerhin wurden in Deutschland die verbliebenen und "geerbten" Ex-DDR-Schmalspurbahnen erhalten, wenn auch nicht mehr unter DB-Regie (was auch nicht sein muss). Die Länder, Kreise und Gemeinden tragen diese Bahnen unter neuer Regie und - zugegeben vor allem touristischer Ausrichtung - weiter (aber auch im regulären Personen- und Güterverkehr, z.B. HSB, teilw. die sächsischen Bahnen).

Gruss Bahnjurist
Auch kleine Regionalbahnen, ob Normal- oder Schmalspur, haben eine Zukunft, wenn sie rationell, effizient und kundengerecht betrieben werden. Alles hängt vom politischen Willen ab!
Klaus
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Beitrag von Klaus »

Die (letztlich seit langem klare) Situation:

* Für die ÖBB sind deklarierterweise seit Jahrzehnten die Schmalspurbahnen nur noch ein lästiger/betriebswirtschaftlicher Klotz am Bein.

* Dem Land NÖ ist speziell die Ybbstalbahn (aus den diversen politischen und wirtschaftlichen Gründen, die hier schon vielfach dargelegt wurden) im Weg. > "Weg damit!"

* Und sonst? Weit und breit keine Interessenten in Sicht. Ja, aber die von "probahn" ...! Bisher: außer Aktionismus-Spesen (Stichwort "Ybbstaler Bürger sanieren in nur einem Tag schadhafte Bahntrasse") nichts gewesen. Solange "probahn" nicht das berühmte Karnickel aus dem Hut zaubert (= einen politisch/wirtschaftlich potenten Betreiber-Interessenten, der mit Bures/Klugar und NÖ-Kaiser Erwin I. und seinen Unterläufeln auf gleicher politischer/wirtschaftlicher "Augenhöhe" verhandeln kann), wird's nix. (Und dass "probahn"-Haibach oder Nykodem dereinst ins Vor-Vorzimmer von Bures oder Pröll vorgelassen werden, glauben sie wohl nicht einmal selbst ...)

Gruß, k.
"Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit. Aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." (Albert Einstein)
Feistritztaler
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Beitrag von Feistritztaler »

Wirtschaftlichen Bahnverkehr wirst du die Ybbstalbahn (zumindest über Hollenstein hinaus) nie betreiben können, das ist klar. Aber trotzdem wäre die Bahn wichtig für die Region, aber was soll's eingestellt wird sie trotzdem...

Dass sich kein Betreiber findet glaube ich aber nicht. Wenn das Land zahlen würde, fände sich sicher einer.

Das mit den Steuergeldern ist so eine Sache. Du musst bei fast jeder Bahn Geld in die Hand nehmen um sie betreiben zu können. Auch bei der PLB braucht es sehr viel Steuergeld. Aber meiner Meinung nach ist Steuergeld in der Erhaltung und Modernisierung des öffentlichen Verkehrs gut aufgehoben!
madua f-taler!
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Rentabilität

Beitrag von leguan760 »

Wirklich rentabel kann man öffentlichen Verkehr glaub ich fast nicht betreiben. Ich habe gehört, daß sogar die Wiener Linien einen Kostendeckungsgrad von gerade mal ca. 20 % haben.
Steuergeld ist also notwendig und, da pflichte ich dem Feistritztaler bei, auch gut angelegt.
Das Straßennetz wird auch und ausschließlich aus Steuergeldern finanziert, und da fragt niemand nach Rentabilität.
Feistritztaler
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Beitrag von Feistritztaler »

@leguan: Wahrscheinlich hast du recht. Aber ich meine, die wenn noch so moderne Ybbstalbahn immer noch deutlich weniger Fahrgäste hätteals zB. die PLB.
madua f-taler!
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Beitrag von leguan760 »

...Ybbstalbahn immer noch deutlich weniger Fahrgäste hätte als zB. die PLB
mag sein, allerdings wäre es gerade in einer strukturschwachen Region wichtig, die vorhandene Infrastruktur nicht weiter zu schwächen. Bei meinen bisherigen Fahrten mit der YTB habe ich oft (Tages-)ausflügler gesehen, meistens aus Wien. Mir ist klar, daß die der Region nicht wahnsinnig viel bringen, aber ein bißchen was bleibt auch hängen. Die meisten davon werden ohne Bahn sicher ausbleiben.
Ich kann mir gut vorstellen, daß ein paar Wirten, die sich jetzt gerade noch über Wasser halten können, dann zusperren werden. Mit der Schwächung der Infrastruktur wandern dann immer mehr Leute ab, dann wird es vielleicht wirklich was mit dem Bärenreservat(siehe Link im Posting von Herbert Ortner bei diesem Umfrage Thread: http://www.schmalspur-modell.at/viewtopic.php?t=5075).
Klaus
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Beitrag von Klaus »

Ybbtalbahneinstellerherz, was willst du mehr :!:
Nach den mitunter heftigen Unwettern in der Nacht auf heute (Sa., 29. 8. '09) findet sich in der Online-Ausgabe der "Kleinen Zeitung" Folgendes:

Unwetter im Mostviertel und der Steiermark

Heftige Gewitter zogen in der Nacht auf Samstag durch das Mostviertel. Durch starken Wind und Regen standen zahlreiche Straßen und Häuser teilweise unter Wasser, meldete das Bezirksfeuerwehrkommando Amstetten. Besonders schlimm betroffen war erneut das Ybbstal im Bereich Ybbsitz und Waidhofen/Ybbs. Auch in der Steiermark verursachten Unwetter mehrere Überflutungen und Vermurungen.

Die Bereichsalarmzentrale der Feuerwehr Amstetten brauchte Verstärkung, um die zahlreichen Notrufe und Einsätze abzuarbeiten. Im Landesklinikum Waidhofen/Ybbs kam es zu einer Überschwemmung im Keller und es musste auf Notstrom umgestellt werden. Ein Teil des Gleisbereiches der Ybbstalbahn wurde "in Mitleidenschaft gezogen", so einer der Einsatzkräfte. Kurz nach 2.00 Uhr früh entspannte sich die Lage, die Feuerwehren waren jedoch bis in die frühen Morgenstunden mit den Aufräum- und Auspumparbeiten beschäftigt.


* Gleichlautende Meldungen finden sich auch auf den Onlinediensten von "Kurier" und "NÖN".
* Genauere Angaben über den Ort / die Orte der aktuellen Schäden konnte ich bisher nicht finden.
* Eventuell können User, die in jener Gegend beheimatet sind, dies hier nachtragen.

In der ÖBB-Streckeninformation ist – wie gehabt – folgende Lüge zu lesen:

Schienenersatzverkehr wegen Hochwasser zwischen Gstadt b. Waidhofen und Lunz am See bzw. Ybbsitz 01.08.2009 bis 26.10.2009

Aufgrund von
Bauarbeiten werden von 01.08.2009 bis auf weiteres
zwischen Gstadt bei Waidhofen und Lunz am See bzw.
zwischen Gstadt bei Waidhofen und Ybbsitz
alle Züge im Schienenersatzverkehr mit Autobussen geführt.


Meine (nicht ganz ernst gemeinte :eek: ) Bitte:
Wer seither (sagen wir: seit etwa Anfang August) an der Ybbstalbahn einschlägige Bauarbeiten bzw. irgendeine vage Spur davon wahrgenommen hat oder in der nächsten Zeit wahrnehmen sollte (gleich ob seitens der ÖBB oder der probahn-Aktionisten :wink: ), möge dies in aller gebotenen Form (also ernsthaft und ohne höhnischen Unterton :cool: ) hier festhalten!

Gruß, k.
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Feistritztaler
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Beitrag von Feistritztaler »

Aus einer Kurier-Pressemeldung: Auch ein Teil des Gleisbereiches von der Ybbstalbahn wurde im Bereich Waidhofen/Ybbs in Mitleidenschaft gezogen

So jetzt ist auch das letzte Teilstückerl der Ybbstalbahn für immer gesperrt. Dann heißt es vom Land Niederösterreich: "Die Schäden sind nicht reparabel, deshalb wird der Plan der Waidhofner Stadtbahn ad acta gelegt, aber dafür wird es eine neue Stadtbuslinie geben, die künftig von der NÖVOG betrieben wird."

Streckenunterbrechung zwischen Waidhofen/Ybbs und Gstadt b.Waidhofen 29.08.2009

Aufgrund einer witterungsbedingten Streckensperre sind in diesem Abschnitt zurzeit keine Fahrten möglich. Ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet. Nähere Informationen erhalten Sie im CallCenter 05-1717 (österreichweit zum Ortstarif)
Quelle: ÖBB
madua f-taler!
Klaus
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Beitrag von Klaus »

OÖN online, 31. August 2009, 00:04 Uhr:

WAIDHOFEN. (...) In den Wagenschuppen müssen auch die Waggons und Lokomotiven der Ybbstalbahn geschoben werden, die nach Hochwasserschäden ohnehin nur noch als fünf Kilometer lange Stadtbahn verkehrte. In der Gewitternacht hat ein Sturzbach im Stadtgebiet vor der Höheren Technischen Lehranstalt die Gleise unterspült, so dass der Zugverkehr nun gänzlich eingestellt werden musste.

Gruß, k.
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Beitrag von Klaus »

OÖN online, 28. August 2009, 00:04 Uhr:
(eine "andere" schwarze Stimme, die auch schon am 3. Mai 2009 beim Fest-/Protestakt "110 Jahre YB Gstadt–Ybbsitz" wohltuend aufgefallen ist:)

Die Ybbstalbahn ist ein wichtiger Baustein für unsere Wirtschaft“

WEISTRACH. Die Ybbstalbahn könnte eine Lebensader der Talschaft sein: Hans Kirchmayr, ehemaliger Bezirksobmann der Wirtschaftskammer, macht sich gegen die Meinung seiner VP-Parteifreunde als Genossenschafter gegen die Schließung der Nebenbahn stark.


OÖN: Sie sind als Obmann-Stellvertreter in der vordersten Reihe einer Ybbstalbahn-Entwicklungsgesellschaft auf der Bühne der Öffentlichkeit wieder zurück. Bei der Landespolitik scheint der Zug zur Stilllegung der Schmalspurstrecke aber abgefahren zu sein zugunsten eines Busnetzes. Warum tun Sie sich die Mühe noch an?

Kirchmayr: Mir geht es um den Erhalt regionaler Wirtschaftskreisläufe. Angesichts der Finanzkrise, die jetzt auf unsere Wirtschaft durchschlägt, werden wir erneut sehen, dass die regionalen Wirtschaftskreisläufe die echten Stützen sind. Gerade das Ybbstal hat sich aus eigenen Stärken entwickelt. Kleine Familienbetriebe in Familienhand wuchsen zu Großbetrieben. Oder denken wir an das Bioland mit 400 Biobauern in der Region.

OÖN: Was hat das damit zu tun, ob statt einer defizitären Nebenbahn fortan billiger Busse fahren sollen, wie es ein Mobilitätskonzept des Landes behauptet?

Kirchmayr: Die Ybbstalbahn ist ein wichtiger Baustein für die regionale Wirtschaft. Im Tal haben wir zwei Zukunftsperspektiven: Die natürliche Landwirtschaft und den Tourismus, der mit der Bahn zusammenhängt.

OÖN: Die Landespolitiker verweisen darauf, dass der Verkehr mit Bussen billiger und trotzdem nicht weniger umweltfreundlich ist.

Kirchmayr: Wie die ÖBB gewirtschaftet haben, hat sich eine Fehlmeinung in den Köpfen festgesetzt, die ich niemandem übel nehmen kann. Wenn man seit Jahrzehnten nicht modernisiert und mit einem uralten Fuhrpark fährt, wird der öffentliche Verkehr auf der Schiene niemals attraktiv sein.

OÖN: Weshalb die Entwicklungsgenossenschaft, die in Zusammenarbeit mit dem Verein Pro Bahn Österreich gegründet wurde, einen raschen Betreiberwechsel fordert ...

Kirchmayr: Wir haben etwa gesehen wie lange es dauert, bis von den ÖBB Schäden nach Hochwässern repariert wurden und zu welchen Kostenvorgaben. Als lokale Bauunternehmen Reparaturkosten an der Strecke kalkuliert haben, kamen sie zu einer Summe, die nur zwischen 15 und 20 Prozent der von den ÖBB verrechneten Kosten betragen hat. Man muss daher auch die Behauptungen „hier sündteure Bahn dort billigerer Bus“ hinterfragen.

OÖN: Von der Landespolitik und von Landesrat Johann Heuras (VP) wird nur noch ein Rest der Ybbstalbahn als fünf Kilometer lange Waidhofner Stadtbahn favorisiert. Als früherer Wirtschaftskammer-Obmann im florierenden Amstettner Bezirk haben Sie ja einen Draht zur Politik und zur VP. Hört man dort nicht auf einen erfahrenen Mann?

Kirchmayr: Ich habe wegen der Ybbstalbahn Kontakt zur nö. Wirtschaftskammer-Präsidentin Sonja Zwazl aufgenommen und auch meine Haltung in der Verkehrsabteilung des Landes dargelegt. Ich will einfach nur für den Gedanken werben, dass es eine wirtschaftlich erfolgreiche Alternative zum Zusperren der Ybbstalbahn gibt.

OÖN: Wie würde diese Alternative aussehen?

Kirchmayr: Wir hängen ja keinen Utopien nach. Im Pinzgau verzeichnen die dortige Lokalbahnen nach der Übernahme von den ÖBB einen unglaublichen Aufschwung beim Güterverkehr und bei den Fahrgastzahlen nach nur kurzer Zeit. Als Weinlieferant vieler Hotels im Pinzgau höre ich, wie groß jetzt die Zufriedenheit ist. Vor wenigen Jahren war die Bahn noch genauso am Boden. Ich wünsche mir, dass unsere Politiker ihre Kollegen vom Salzburger Landtag besuchen und das Vorbild Pinzgauerbahn genau prüfen.


Gruß, k.
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Beitrag von Klaus »

OÖN online, 31. August 2009:
(von Hannes Fehringer)

Gegenkonzept der Genossenschaft: „Ybbstalbahn ist billiger als Busse“

WAIDHOFEN. Die neugegründete Ybbstalbahn-Entwicklungsgenossenschaft (YEG) will die ÖBB notfalls vor dem EU-Gericht verklagen, wenn sie die Schmalspurbahn lieber zusperrt als einen neuen Betreiber auf die Schienen zu lassen.


Bis zum Wochenende verkehrte die Ybbstalbahn wenigstens noch auf einem Torso durch das Waidhofner Stadtgebiet. Beim Lokalbahnhof in Gstadt müssen Fahrgäste aus Bussen für fünf Kilometer, auf die der Schienenverkehr geschrumpft ist, in Triebwagen umsteigen. „Ein Unfug, den man den Ybbstaler Fahrgästen zumutet“, sagt der Handelsdelegierte Dietmar Fellner, der neben Symphoniker Martin Ortner, dem Obmann von „Pro Bahn Österreich“ Peter Haibach, dem Vereinschef des „Club 598“, Siegfried Nykodem, und dem früheren Wirtschaftskammerobmann Hans Kirchmayr dem Vorstand der neuen „Ybbstalbahn-Entwicklungsgenossenschaft“ (YEG) angehört.

Für die Genossenschafter sind die Pläne der ÖBB und des Landes kurzsichtig, die Nebenbahn zuzusperren und durch Busse zu ersetzen. Am 8. September breiten die Bahnbefürworter bei Infrastrukturministerin Doris Bures (SP) ihre Konzeptmappe aus. Die Genossenschafter kommen nicht mit leeren Händen: Laut Haibach hat bei einem Gespräch die „Veolia Verkehr GmbH“ und deren Geschäftsführer Heino Seeger Interesse an der Ybbstalbahn gezeigt. Für die Niederlassung des französischen Privatbetreibers „Veolia“, der unter anderem die Bayerische Oberlandbahn (BOB) betreibt, wäre es die erste Bahnlinie in Österreich.

Haibach hält einen Stundentakt an der Ybbstalbahn für möglich. Nach den Berechnungen eines Businessplanes liege man um zwei Prozent unter den Kosten des vom Land befürworteten Busnetzes. Voraussetzung ist, dass die Gleisanlagen wieder in Schuss gebracht werden, wozu die ÖBB nach wie vor verpflichtet seien. Derzeit steht der Schienenverkehr nach Hochwasserschäden völlig. Einen Termin für die Wiederaufnahme des Zugverkehrs konnte ÖBB-Sprecher Christopher Seif nicht nennen.

Wenn die ÖBB einem privaten Betreiber Hindernisse in den Weg räumen, will Haibach nach EU-Recht eine Netzzugangsklage anstrengen.


[Anm.: Unterstreichungen durch mich]
_______________________

Mit selbem Datum dazu ein Kurzkommentar in den "OÖN":
(gleichfalls von Hannes Fehringer)

Rück-Zugsfahrt

Nebenbahnen sind ein Millionengrab für den Luxus, dass in Waggons heiße Luft durch die Gegend gefahren wird. Wichtige Einschränkung: dort, wo die ÖBB die Weichen stellt. Die Frage ist gar nicht, ob der streng zentralistisch organisierte Staatskonzern mit Regionalbahnen nicht wirtschaften kann. Die ÖBB-Direktion will ja gar nicht in die Provinz. Die beständigen Kürzungen und Stilllegungen lassen mutmaßen, dass das lokale Bahngeschäft dem Management nur als Klotz am Bein für das große Geschäft auf den Hauptverkehrsachsen gilt und der ländliche Raum nur Transitzone hinter den Lärmschutzwänden ist. Die NÖ. Landespolitik wird sich fragen lassen müssen, welche Zielrichtung sie unterstützt.

Zum Glück läuft das Monopol aus. Wenn das Interesse von Privatbahnbetreibern wie der „Veolia“ echt ist, dann ist es billig und recht, dass das Land die ÖBB zu seriösen Verhandlungen über eine Übergabe drängt. Die Ybbstalbahn hat die Chance verdient, endlich mit unternehmerischem Schwung geführt zu werden.

_________________

Gruß, k.
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Thomas Haberl
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Beitrag von Thomas Haberl »

Seit heute Montag ist die "Waidhofener Stadtbahn" wieder in Betrieb.
Weitere Kommentare spare ich mir...
Klaus
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Beitrag von Klaus »

NÖN (Lokalausgabe Ybbstal/WY), 36. Wo, 1. 9. '09:

Bahnfreunde angeln sich neuen Betreiber
YBBSTAL / „Wir haben Interesse“, sagt Privatunternehmen Veolia Verkehr. Gipfeltreffen mit Ministerin am 8. September.

Von Stephan Hackl

Veolia statt ÖBB: Geht es nach der Ybbstalbahn-Entwicklungsgenossenschaft (YEG), soll bald der französische Mischkonzern mit Tochterfirmen in Deutschland und Österreich die Strecke zwischen Waidhofen a. d. Ybbs und Lunz am See betreiben. Als Vorbild gilt Bayern. Dort hat Veolia mit der „Oberlandbahn“ die Fahrgastzahlen verdreifacht.

Am Freitag präsentierte die frisch gegründete Genossenschaft ihren neuen Partner. Mit an Bord sind namhafte Personen aus dem Ybbstal: Im YEG-Vorstand sitzt der Ybbsitzer Orchestermusiker Prof. Martin Ortner ebenso wie der Hollensteiner Handelsdelegierte Dietmar Fellner. Ihr Ziel: „Wir wollen die Ybbstalbahn so schnell wie möglich übernehmen.“ Am 8. September trifft sich die Gruppe mit Verkehrsministerin Doris Bures zu ersten Gesprächen. Auch ein Veolia-Vertreter wird mitverhandeln.

Zahlen klaffen auseinander: 5 versus 17 Millionen Euro

Unterschiedlich kommentieren die Ybbstaler Bürgermeister den Schritt. Für den Opponitzer Ortschef Erwin Forster ist die neue Entwicklung „ein Lichtblick“. Göstlings Bürgermeister Franz Heigl sagt hingegen: „Meine Meinung ändert sich nicht.“ Die Kalkulationen von Land und Genossenschaft klaffen unterdessen weit auseinander. Landesverkehrsplaner Friedrich Zibuschka geht von Nachholinvestitionen in der Höhe von 17 Mio. Euro auf der Strecke aus. Im YEG-Konzept stehen 5 Millionen. „Man darf nicht die ÖBB-Kalkulation heranziehen. Private Firmen machen das um einen Bruchteil“, so Sprecher Haibach.

Fast deckungsgleich budgetieren beide Konzepte den jährlichen Betriebsabgang (3,7 bzw. 3,8 Mio. Euro). Neben der wirtschaftlichen Bedeutung habe die Bahn aber auch touristischen und kulturellen Wert. „Sie hat einen immens hohen Stellenwert für die Identität des Tals“, betonte Dr. Fellner. Eine endgültige Entscheidung, welches Konzept zum Tragen kommt, soll noch im September fallen. „Wir prüfen gerade die Zahlen der Genossenschaft“, verriet Zibuschka. In dieser Woche tagen Bund und Land erneut über die Zukunft der NÖ-Schmalspurbahnen.

Die YEG legt nun Anteilscheine um je 25 Euro auf. Am Dienstag, 29. September, will sie ihr Konzept in Opponitz der Bevölkerung vorstellen. Lunz und Göstling ergreifen inzwischen die Initiative: Wird der Schienenersatzverkehr nicht schülerfreundlicher gestaltet, mieten sie für ihre Pendler nach Waidhofen erneut einen Bus.

DAS BAHN-BUS-KONZEPT DER GENOSSENSCHAFT

Die Eckpfeiler:
• Zwei-Stunden-Takt nach Lunz
• Verdichtung zum Stunden-Takt ab Großhollenstein, Ybbsitz
• Taktanbindung Rudolfsbahn
• schlanke Bus-Anschlüsse in Ybbsitz (nach Gresten), Lunz (nach Scheibbs)
• Bus-Ergänzungslinien nach Weyer und Palfau
• gehobener Touristikzug mit Panoramaverglasung
• Nostalgiezugtrasse auf Gesamtstrecke
• Schülerzug Lunz–Waidhofen (Fahrzeit: 1 Stunde 23 Minuten)
• 505.000 Zug-km pro Jahr (plus 38 Prozent Verkehrsleistung), 324.000 Bus-km
• 700.000 Fahrgäste pro Jahr (wie 1995), davon 70.000 in Touristik-Zügen
• mind. 54 Arbeitsplätze

Der Business-Plan:
• Einmal-Investition: 5 Mio. €
• 6,4 Mio. € Aufwand/Jahr
• 2,7 Mio. € Einnahmen (nur Zug)
• 3,7 Mio. € Abgang

DAS MOBILITÄTSKONZEPT DES LANDES NÖ

Die Eckpfeiler:
• Ybbstalbahn fährt zwischen Waidhofen und Gstadt (Firma Bene)
• Bus-Verknüpfung Erlauftal und Ybbstal (Zwei-Stunden-Takt St. Georgen a. Reith–Göstling–Lunz–Gaming–Gresten–Ybbsitz; Stunden-Takt Waidhofen–Gstadt–Opponitz–Hollenstein)
• Schüleranbindung an Weyer und Palfau
• Bus-Angebot für Leitbetriebe der Region
• Anrufsammeltaxis (Göstling–Großhollenstein)
• Radweg auf der Bahntrasse zwischen Gstadt und Göstling
• Verlängerung der Nostalgiestrecke Kienberg–Lunz bis nach Göstling
• straßenbauliche Adaptierung der Bundesstraße nach Ybbsitz

Der Business-Plan:
• Einmal-Investitionen: rund 11 Mio. Euro [Anm.: korrekt wohl 17 Mio. €; k.]
• Betriebskosten/Jahr: 3,8 Mio. Euro


Gruß, k.
___________

Anmerkung für User "Feistritztaler" alias "f-taler":
Wenn du schon die Pressemeldungen, die ich hier – leicht korrigiert und entsprechend formatiert – einstelle, "abschöpfst", um sie ins EBFÖpro zu stellen, dann mach das in Hinkunft so, dass das Kopieren nicht gar so arg offensichtlich ist.
Noch besser: Soweit ich weiß, hast du dir ebenfalls einen Google-Alert zur YB eingerichtet. Wie wär's, wenn du direkt von der Quelle abschöpfst und dir das Zeug selbst formatierst? Gar schleicht sich bei mir dereinst ein gröberer Fehler ein :cool: , und du bleibst "drüben" als (noch größere :?: ) Lachnummer über ...
Umgekehrt sieht man es ihm EBFÖpro ja auch gar nicht gern, wenn von dort Beiträge (und seien es bloß Pressemeldungen) in andere Foren ("raub"-)kopiert werden ...
"Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit. Aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." (Albert Einstein)
michael-h
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Beitrag von michael-h »

25.- für einen Anteilschein der YEG? Das erinnert mich sehr an die unzähligen Bausteinaktionen, aus denen sehr oft nichts Sinnvolles entstanden ist...

Schade ums Geld! Da wird mit völlig untauglichen Mitteln die Ernsthaftigkeit jeglicher Aktionen stark in Mitleidenschaft gezogen.

Jetzt fehlt dann nur noch der Kindergarten-Malwettbewerb für die Ybbstalbahn!

Lg Michael
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